Die "Entparteipolitisierung" der politischen Eliten Europas: Wie der Aufstieg von Technokrat:innen und politischen Außenseiter:innen die repräsentative Demokratie verändert
- Projekt: ERC Starting Grant, Finanzhilfe Nr. 945501
- Fördermittel: 1.499.856 €
- Laufzeit: 2021 bis 2026
Wie gelangen Menschen in die höchsten Ränge der Politik? Traditionell geschah dies mithilfe politischer Parteien. Doch in letzter Zeit kommen immer mehr Politiker:innen in Europa ins Amt, die kaum oder gar nicht parteipolitisch sozialisiert sind. Technokrat:innen und politische Außenseiter:innen haben in vielen Ländern Europas Regierungsämter erobert. Selbst etablierte Parteien ernennen immer mehr parteilose Politiker:innen zu Minister:innen. Dennoch wissen wir immer noch nichts darüber, wie sich diese "Entpolitisierung" unserer politischen Eliten auf die repräsentative Demokratie auswirkt - oder ihr sogar schadet.
Die theoretische Innovation von DEPART besteht darin, die Idee der Parteiendominanz der Regierung neu zu konzeptualisieren. In bestehenden Arbeiten wird diese Parteiendominanz als etabliert angesehen, sobald die Parteien Personen in ein Regierungsamt berufen. DEPART gibt diese formalistische Perspektive auf und begreift die Parteiendominanz als Funktion der Sozialisierung der politischen Eliten in den Parteien. Je schwächer diese Sozialisierung ist, desto schwächer ist die Verbindung, die Parteien zwischen Wähler:innen und Regierungen herstellen.
Empirisch gesehen ist DEPART innovativ, indem es die ersten biografiebasierten Maße der Parteikontrolle entwickelt und sich dazu auf die bisher umfassendste und detaillierteste Analyse politischer Karrieren in Europa stützt. Außerdem werden Umfrage-Experimente durchgeführt, um die Reaktionen der Wähler:innen auf die Entparteipolitisierung zu untersuchen.
Mit diesen einzigartigen Daten geht DEPART auf zwei bisher übersehene Fragen ein. Erstens: Verringert die Entparteipolitisierung den Einfluss der Parteizusammensetzung der Regierungen auf die Politikgestaltung? Dies würde die Fähigkeit der Wähler:innen untergraben, die Politik durch ihre Wahlentscheidung zu beeinflussen. Zweitens: Verringern schwache (oder fehlende) parteipolitische Bindungen zwischen den politischen Eliten die Fähigkeit der Wähler:innen, die Schuld für schlechte Regierungsleistungen korrekt zuzuweisen? Dies würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Parteien bei den Wahlen keinen Preis für Korruption, Skandale und Misswirtschaft zahlen.